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Unsicherheit ist ein großes Thema bei Unternehmensgründern. Ein Thema, über das jedoch nicht gern gesprochen wird. Nach Außen hin läuft immer alles nach Plan bzw. so, wie es das Pitchdeck orakelt. Die Realität sieht häufig anders aus.

Für die wichtigen Fragen fehlt im Alltag die Zeit

Wie belastend Unternehmensgründungen sein können, zeigt eine aktuelle Studie von Freeman an der University of California, die u.a. zu dem Ergebnis kommt, das Gründer ein fast 50% höheres Risiko tragen, an Depressionen zu erkranken [1]. Das ist überrascht nicht sonderlich, stehen Gründer doch täglich vor der Herausforderung Entscheidungen auf geringer Informationsgrundlage und oftmals ohne die erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu treffen. Gleichzeitig besteht zumeist entweder ein finanzielles Risiko (bei Gründungen mit Eigenkapital) in Verbindung mit einer generellen Mittelknappheit oder Investoren und Banken erzeugen einen entsprechenden Erfolgsdruck. Unabhängig davon, ob eine Gründung eigen- oder fremdfinanziert ist, das Auf- und Ab einer Unternehmensgründung ist häufig mit existentiell belastenden und die Identität der Gründer betreffenden Fragen verbunden. Sich Zeit für diese Fragen zu nehmen, fällt vielen Gründern im Arbeitsalltag jedoch oftmals schwer. Die „ToDo“-Listen werden nicht kürzer und bewusst mal für einige Stunden Laptop und Smartphone beiseite zu legen und die gewohnte Arbeitsumgebung zu verlassen, fühlt sich nicht gut an – und wird deshalb als erstes gestrichen.

Im Offsite kommen die Gründer in Kontakt mit sich selbst

Aus diesem Anlass haben wir bereits Ende März diesen Jahres unseren Offsite Workshop „Mit UnSICHerheit sicherer umgehen“ für Gründer im Setting der Alanus Hochschule pilotiert. In diesem Format ging es darum, für die Gründer herauszufinden, wie sie den Fokus für die ihnen wichtigen Dinge schärfen, bessere Entscheidungen treffen und mit den immer wiederkehrenden Unsicherheiten stressfreier umgehen können. Dabei lag der Schwerpunkt weniger auf Best Practices Strategien und Methoden, sondern vielmehr darauf, dass die Gründer mit Hilfe geeigneter Methoden erleben konnten, was individuell für sie als Mensch und Unternehmer-Persönlichkeit am besten funktioniert. Als Teilnehmerin und Begleitung durften wir uns zusätzlich über unsere Kollegin Sabine Fries (Kölner Institut für Achtsamkeit) als Expertin für Achtsamkeit, Stressmanagement und Resilienz freuen.

In 3 Schritten zu mehr SICHerheit

Der Workshop strukturierte sich über die 2,5 Tage entlang dreier Schwerpunktthemen:

  1. Situative Wahrnehmung
  2. Entscheidungsmuster erkennen
  3. Kontrollillusion loslassen

Um die Gründer nachhaltig in die eigene Erfahrung zu bringen und möglichst wenig Zeit mit theoretischer Auseinandersetzung zu verlieren, waren einige der Methoden bewusst so gewählt, dass sie im besten Falle erstmal Irritation bei den Teilnehmern hervorrufen sollten – wie z.B. beim Nature Walk: „Jetzt nehmt eure Frage einfach mal mit, geht in den Wald und schaut wer euch begegnet und was das mit euch und eurer Frage macht. Wir sehen uns in 1 Stunde wieder.“  Je öfter die Teilnehmer die Komfortzone verließen und sich mit ihren eigenen Themen beschäftigen, diese erkennen und annehmen konnten, desto eher stellte sich auch ein Gefühl ein, dass es ok ist, nicht immer alles im Griff zu haben.

Vertrauen und Zugehörigkeit statt Vergleiche

Der zusätzliche Vorteil in solchen Gruppen-dynamischen Prozessen ist der Peer-Faktor. Gelingt es, in der Gruppe ein Gefühl von Vertrauen und Zugehörigkeit entstehen zu lassen, dann ermöglicht dies einen co-kreativen Austausch auf Augenhöhe. Über das gemeinsame Teilen von positiven und negativen Erfahrungen stellen die Teilnehmer fest, dass sie nicht alleine vor bestimmten Problemen stehen, sondern sich die meisten Herausforderungen im Kern ähneln. Das reduziert stress-induzierende Vergleiche mit anderen, fördert den Abgleich der eigenen Wahrnehmung mit Menschen in ähnlichen Kontexten und ermöglicht die hilfreiche Einnahme unterschiedlicher Perspektiven. Die Workshop-Teilnehmer berichteten uns – ähnlich unserer CON ENT CIRCLE Teilnehmer – das dieser „Peer-Faktor“ im Startup-Ökosystem häufig zu kurz kommt. Auf den unzähligen Pitch-Veranstaltungen und Konferenzen geht es dann doch in erster Linie um eine gute Außendarstellung und lockeres Netzwerken und in den Co-Working-Spaces wird sich zumeist nicht die Zeit dafür genommen – und es fehlt jemand, der den Rahmen professionell hält. Partner, Familien- und Freundeskreis mögen zwar positiv zugewandt sein, können sich jedoch oft gar nicht in die Situation eines Unternehmensgründers hineinversetzen. So wird das Gruppenerlebnis für Gründer zu einer wertvollen Ressource. Wer sich für das Thema „Peer-Learning“-Gruppe interessiert, der findet hier weitere Information.

 

Quellen:

[1] Freeman, Michael A. (2015) et al.: Are Entrepreneurs “Touched with Fire”? http://www.michaelafreemanmd.com/Research_files/Are%20Entrepreneurs%20Touched%20with% 20Fire%20(pre-pub%20n)%204-17-15.pdf

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