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Alle sagten das geht …

By 23/10/2019Januar 20th, 2024One Comment

Alle sagten das geht,
da kam einer der meinte das geht nicht und hat erst Recht bekommen, als es schon zu spät war.

Der Rat von Experten ist meistens wertlos.Keine Voraussage lässt sich im voraus rational beweisen.

Ich mache mir gerade Überlegungen dazu, ob es einen wirklichen Mehrwert bringt, das Scheitern möglichst früh erkennen zu können? Mal ehrlich, wer will das schon, in einer Welt in der alles möglich sein soll und viele Gründer darum bemüht sind für ihre Ankündigungen des nächsten hyper-skalierbaren Geschäftsmodells viel Lob, Anerkennung und eine Finanzierung zu bekommen? Für meinen Verweis darauf, dass Einhörner Fabelwesen sind, die es in der wirklichen Welt nicht gibt, sind nur wenige dankbar [Lavers, C., (2007) The Natural History of Unicorns. London. Harper Collins.]. Der „Miese-Peter“ zu sein und die Rolle der Spaßbremse auf sich zu nehmen, macht auf Dauer auch keine Freunde. Ab und zu versuche ich mich in der Rolle des Narren, worauf meistens mit einer kopfschüttelnden Abwendung reagiert wird, zuletzt auf dem Business Angels Summit 2019 in Stuttgart [Rost, P. (2019) How To Be A Really Good Fool PDF]. Irgendwann kommen dann vereinzelt Menschen auf mich zurück und stellen verwundert fest, dass ich ja damals, wie jetzt ersichtlich, überraschenderweise mit meiner Einschätzung doch Recht gehabt hatte. Die Mehrheit tut so, als ob sie es auch immer schon gewusst hätte. So wussten ja derzeit alle schon vor Jahren, dass das mit WeWork nicht so richtig worked. Selbst wenn, mit den „ich hab’s immer schon gewusst“ Typen verbringe noch nicht einmal ich gerne Zeit.

Gibt es den gesunden Menschenverstand?

Ich habe wirklich viel Zeit damit verbracht den Menschen zu verstehen, vermutlich auch um mir selber auf die Schliche zu kommen. Meine Skepsis schiebe ich immer auf meinen besonders gut ausgeprägten Menschenverstand, der mich, unbeeindruckt von einem abgeschlossenem BWL Studium, nicht aufhört zu bedrängen. Vielleicht musste ich darauf öfter als andere zurückgreifen, weil mein vielfaches Eintauchen in unterschiedliche Kulturen mir keine ordnungsstiftende Struktur zur Verfügung stellen konnte: Mutter Australierin, Vater Deutscher, Schule in England, Aufenthalte als Jugendlicher bei den Eltern in den Südstaaten der USA, Militärdienst und Studium in Deutschland, erste berufliche Erfahrungen als ständiger Reisender auf 5 Kontinenten, eine Frau geheiratet deren Mutter Niederländerin und Vater Ungar ist und noch so einiges mehr. Irgendwann bin ich dann, nach einem kurzem Besuch bei den Anthroposophen, bei der Evolutionspsychologie hängen geblieben. Ich konnte mein persönliches Interesse mit der beruflichen verbinden, habe mich zum Management Profiler ausbilden lassen und bin als Profiler in die Führungskräfte-Entwicklung eingestiegen. Antworten auf weitere Fragen habe ich auch als praktizierendes Mitglied bei Shambhala gefunden, einer internationalen buddhistischen Gemeinschaft. Das Herzstück der buddhistischen Weisheiten ist eine einfache und für mich plausible Behauptung: Der Grund, warum wir leiden, und der Grund, warum wir andere Menschen leiden lassen, ist, dass wir die Welt nicht klar sehen.“ Buddhismus ist die Wahrheit und bietet die Grundlagen für ein spirituelles Leben in einem säkularen Zeitalter“, behauptet zumindest Robert Wright [Wright, R. (2017). Why Buddhism Is True, The Science and Philosophy of Meditation and Enlightenment. New York: Simon & Schuster.]. Also durch Verbesserung der Wahrnehmung, mit Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen die Welt besser verstehen?

Die Funktion des Verstehens, basiert nicht auf rationales Durchdringen

„Unsere Intuition täuscht uns wirklich auf einem wiederholten, vorhersehbaren und konsistenten Weg. Und es gibt fast nichts was wir dagegen tun können. Außer ein Lineal nehmen und Anfangen es zu messen.“ [Are we in control of our own decisions? [Dan Ariely | EG 2008 TED Video]. Wenn es darum geht, die physische Welt aufzubauen, verstehen wir unsere Grenzen. Wir bauen Stufen. Wir verstehen unsere Grenzen und bauen darauf auf. Aber aus irgendeinem Grund vergessen wir, wenn es um die mentale Welt geht, wenn wir Dinge wie Geschäftsmodelle entwerfen, irgendwie die Idee, dass wir begrenzt sind. Es scheint, als ob gerade die Wirtschaft einen utopischen Blick auf die menschliche Natur hat. Hier schauen wir voller Stolz auf unsere Leistungsfähigkeit, Wirksamkeit und unsere edle Vernunft. So sehen wir uns selber und auch andere. Die verhaltensökonomische Perspektive ist für den Menschen etwas weniger „großzügiger“. Die evolutionspsychologische Einschätzung neigt sogar zur Feststellung, dass wir für die Welt, die wir geschaffen haben, nicht geeignet sind [Giphart, R., & Van Vugt, M. (2018). Mismatch: How our stone age brains deceive us every day and what we can do about it. London: Robinson.] Schliesslich hat sich evolutionär nur das bewährt, was dazu dient unsere Gene in die nächste Generation zu bringen.

An sich ist nichts weder gut noch böse. Das Denken macht es erst dazu.

aus Hamlet II, 2. (Hamlet)von William Shakespeare

Unser fehlerhafter Geist war hervorragend geeignet

Es wird behauptet, dass Hamlets Problem nicht war, dass er zu viel dachte, sondern, dass er zu gut denken konnte. Dadurch war es ihm letztendlich verwehrt, sich einer bestimmten Illusionen vollständig hinzugeben. Ich würde selber nicht behaupten, dass das auf mich zutrifft, aber Nassim Taleb wird es zugeschrieben. [Taleb, N., (2007) The Black Swan, The Impact of the Highly Improbable. Random House.] Seine Einschätzung kann ich gut teilen, wenn er etwas faul findet, an lauten Investoren, VCs, Vorständen, Politikern und Nobelpreisträgern,  die höchst zuversichtlich behaupten, dass sie die Zukunft vorhersagen und die Vergangenheit erklären können.

Der menschliche Verstand ist wunderbar darin, dem ständig zunehmenden  Ansturm von Impulsen und Daten zu vereinfachen. Das macht durchaus Sinn: Schließlich ist das Gehirn das Produkt der Evolution, das mit dem arbeitet, was da ist. Noch hatten wir nicht die Gelegenheit einen neuen, idealen Erkenntnismechanismus für die hoch-technologisierte Welt zu erfinden, die wir selber erschaffen haben. Das menschliche Gehirn ist ein Wunder, aber es ist für das Leben in Jäger-Sammler-Gruppen in der afrikanischen Savanne von vor 200.000 Jahren gebaut. Es musste immer nur so gut sein, um den Menschen das Überleben zu ermöglichen, bis sie das reproduktive Alter erreicht hatten. Vereinfachungen, mentale Schemata, Heuristiken, Vorurteile, Selbsttäuschung, das Alles sind keine „Fehler“ im kognitiven System, sondern nützliche Funktionen, die es dem menschlichen Geist ermöglichen, sich auf die jeweilige Aufgabe zu konzentrieren und nicht von einer buchstäblich unendlichen Datenmenge überfordert zu werden.

Mit Unsicherheit sicherer umgehen

Wenn wir unsere kognitiven Einschränkungen auf die gleiche Weise verstehen, wie wir unsere physischen Einschränkungen verstehen, könnten wir eine bessere Welt entwerfen. Überwinden müssen wir dabei die Versuchung, die Fehler bei Anderen zu suchen und das Bemühen die Welt um uns herum verändern zu wollen. Ein guter erster Schritt könnte die Bereitschaft zur radikalen Selbstreflexion sein. Damit ein Unternehmen in Fülle und Vielfalt gedeihen kann, sollten sich insbesondere die Führungskräfte die Zeit nehmen, sich mit ihrem Inneren vertraut zu machen. Während es wichtig ist, zu wissen, wo die eigenen Stärken liegen, ist es ebenso wichtig, die verletzten Teile seines Selbst zu erkennen, die oft genug  und zurecht ignoriert werden, stellen sie doch wichtige Überlebensstrategien zur Verfügung.

Wie können wir nun mit einer zunehmenden Erkenntnis umgehen, dass wir nicht dazu geschaffen wurden, selbst mit allen gesammelten Erfahrungen der Vergangenheit, ausreichenden Antworten für die Zukunft abzuleiten und Lösung für aktuelle Herausforderungen zu erarbeiten? Wie können wir von einer im Entstehen begriffenen Zukunft heraus handeln? Zunächst wäre die Fähigkeit eine Voraussetzung, die Struktur der eigenen Aufmerksamkeit zu verändern. Hierzu müssten wir erstmal aufwachen, uns von den Ablenkungen der digitalen Errungenschaften lösen und unsere Aufmerksamkeit in die Gegenwart bringen und in genau diesen Zustand hinein spüren. So können Gruppen und Individuen ihre Handlungsfähigkeit beibehalten und sich gleichzeitig aus bestehenden Mustern der Vergangenheit lösen.

Nicht alle Entscheidungen erfordern ein ausloten zukünftiger Möglichkeiten. Je komplexer jedoch die Herausforderungen und Aufgaben sind, desto mehr sehen sich Führungskräfte, ganz speziell Gründer und Unternehmer, einer klaffenden Leere gegenüber stehend, weil die Erfahrungen der Vergangenheit ihnen nicht helfen, sondern sogar eher hinderlich sind, um den nächst richtigen Schritt zu tun. Grundlegende technologische Veränderungen, Marktstörungen, Herausforderungen im sozialen und politischen Umfeld von Organisationen oder veraltete interne Strukturen und Prozesse sind Beispiele für äußerst komplexe Herausforderungen.

Einladung zum Austausch und aktuelle Empfehlungen

In den letzten Jahren sind zwei Methoden besonders zu empfehlen, die es mir erlauben auch weiterhin optimistisch in das zu blicken, was die Zukunft für uns bereit hält:

  1. Mit der Theory U bietet sich eine Methode an, mit der Sie von einer im Entstehen begriffenen Zukunft heraus handeln können. Voraussetzung ist die Fähigkeit, die Struktur Ihrer Aufmerksamkeit zu verändern. Dieser Prozess wird als “Presencing” beschrieben, eine Wortschöpfung aus “presence”(Gegenwart bzw. Anwesenheit) und “sensing“(hineinspüren).
  2. Stretch Collaboration basiert auf den Beobachtungen von Adam Kahane, aus denen Empfehlungen entwickelt wurden, die in der Praxis erprobt sind. Dabei wird Zusammenarbeit weder beschönigt, noch bleiben die dunklen Aspekte des Miteinanders unberücksichtigt, die im Alltag gerne verdrängt werden. Der Ansatz erlaubt eine Zusammenarbeit auch ohne gemeinsames Ziel oder Vertrauen!

Wie gehen Sie mit der zunehmenden Komplexität Ihrer Aufgabe um?
Ich freue mich über Kommentare.

Peter RostInvestor, Profiler und Coach
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